Annuitätendarlehen oder Bausparvertrag? – „So mache ich es!“

Im letzten Artikel erklärte ich meine Absicht in 5 bis 10 Jahren eine Immobilie zu kaufen. Auf Empfehlung der Bank sollte ich mir dringend den historisch niedrigen Darlehenszins über einen Bausparvertrag sichern. Eine weitreichende und schwierige Entscheidung. Sollte ich vielleicht besser einfach warten und später ein sogenanntes Annuitätendarlehen wählen?Nach wie vor war ich unsicher wie ich entscheiden soll. Bis vergangene Woche! Letzte Woche hatte ich ein sehr langes Gespräch mit einem unabhängigen Finanzierungs-Vermittler. Ich konfrontierte Ihn mit meinen Fragen, die Du hier auch nochmal im Detail nachlesen kannst.

Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen

Zunächst sprachen wir über die Unterschiede zwischen einem Bausparvertrag und dem gewöhnlichen Annuitätendarlehen. Diesbezüglich gilt das Annuitätendarlehen im Allgemeinen eher als klassisches Mittel zur Finanzierung einer Immobilie.

Zur Erinnerung:

Diese Fragen möchte ich im folgenden Artikel klären:

  • Rechnet sich der Bausparvertrag für meine aktuelle Situation auf lange Sicht wirklich?
  • Oder sollte ich besser auf eine klassische Immobilienfinanzierung zurückgreifen?

Doch zunächst zu den Vor- und Nachteilen beider Finanzierungs-Modelle .

Zum besseren Verständnis findest Du nachfolgend eine Grafik, die den Bausparvertrag dem Annuitätendarlehen schematisch gegenüberstellt (vgl.  hier). Die Grafik enthält außerdem eine Zeitachse. Diese soll meine aktuelle Situation genau versinnbildlichen:

Bausparvertrag oder Annuitätendarlehen Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen

Der Bausparvertrag

Vorteile:

  • Flexible Sondertilgung während der Darlehensphase
  • Bausparkassen akzeptieren in der Regel den 2.Rang im Grundbuch
  • Zinsfestschreibung des aktuell niedrigen Zinsniveaus für das in Zukunft liegende Darlehen

Ein großer Vorteil beim Bausparvertrag ist natürlich die Zinsfestschreibung für das in Zukunft liegende Darlehen bei Vertragsabschluss. Da wir uns aktuell in einer Niedrigzinsphase befinden ist dies sicher für viele das Hauptargument für den Bausparvertrag.

Nicht zu vergessen ist ebenfalls die Möglichkeit der Sondertilgung. Dies ermöglicht sogar die komplette Rückzahlung des Darlehens (z.B. bei Vererbung) ohne Vorfälligkeitsgebühren seitens der Bausparkasse. Auch während der Ansparphase kann der Bausparkunde durch Sonderzahlung schneller die Mindestbausparsumme erreichen und eher eine Zuteilung erwirken.

Ein weiterer Vorteil, und ein Grund weshalb viele Bausparverträge auch als Kombi-Finanzierung genutzt werden, ist die Tatsache, dass sich Bausparkassen in der Regel mit dem 2. Rang im Grundbuch  begnügen.

Nachteile:

  • Hohe Kosten durch Abschlussgebühr und Kontoführung
  • Lange Ansparphase
  • Ungewisse Zuteilung des Darlehens
  • Intransparente Verträge (Effektivzins > angegebener Sollzins)
  • Kurze Tilgungsdauer, deshalb hohe Tilgungsraten
  • Sehr niedriger Guthabenzins in der Ansparphase

Leider hat der Bausparvertrag auch Nachteile. Zum Einen sind die Gesamtkosten aufgrund der Abschlussgebühr in Höhe von 1 Prozent immens. Denn die Abschlussgebühren richten sich nicht nach dem Darlehensbetrag den du von der Bausparkasse nach der Ansparphase erhältst. Nein, du bezahlst Gebühren in Höhe von 1 Prozent auf die gesamt Bausparsumme.

Zum Anderen hört man häufig von Problemen bezüglich der Zuteilungsreife. Da die Ansparphase (min. 40 Prozent der Bausparsumme) in der Regel schon lange ist, käme das Warten auf Zuteilungsreife noch erschwerend hinzu.

Bedenklich sind des Weiteren die hohen Tilgungsraten, die wegen der vergleichsweise kurzen Tilgungsdauer bei einem hohen Darlehen entstehen können.

Ein weiterer negativer Aspekt im Bausparvertrag ist die Tatsache, dass dein angespartes Guthaben in der Ansparphase mit einem sehr niedrigen Zins verrechnet wird. Da ich diesen Aspekt bisher nicht erkannt habe, möchte ich darauf später nochmal explizit zurückkommen.

Zur Erinnerung: Das Bauspar-Angebot meiner Hausbank hatte ich hier ausführlich beschreiben.

Das Annuitätendarlehen

Vorteile:

  • Das Zinsniveau eines Annuitätendarlehen ist am Markt momentan (Stand: Feb 2017) niedriger als das der Bausparkassen (vgl. hier)
  • Niedrige Kosten
  • Rahmenbedingungen bzw. Zusatzoptionen sind gegen Zinsaufschläge verhandelbar
  • Längere Zinsfestschreibung verhandelbar
  • Gleichbleibende monatliche Rate (Stichwort: Annuität)
  • Restschuld steht am Ende fest (Im Falle eines Volltilgerdarlehen: analog zum Bausparvertrag)

Das Annuitätendarlehen hat in der aktuellen Niedrigzinsphase (Stand: Feb 2017) einen großen Vorteil. Denn das Zinsniveau ist momentan sogar niedriger als das der Bausparkassen. In Verbindung mit sehr niedrigen Gesamtkosten punktet das Annuitätendarlehen deshalb gegenüber dem Bausparvertrag.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität, die durch Zusatzoptionen erkauft werden können. Zwar kosten eine längere Zinsfestschreibung oder die Möglichkeit einer höheren Sondertilgungrate Zinsaufschläge. Aufgrund des Zinsniveaus lässt sich jedoch so ein guter Kompromiss zwischen Zinssicherheit, Flexibilität und Kosten erzielen.

Nachteile:

  • Zinsänderungsrisiko nach Ablauf des Darlehens mit Restschuld
  • Vorfälligkeitsgebühren bei vorzeitiger Rückzahlung und Kündigung des Darlehensvertrags
  •  Sondertilgung limitiert in Höhe und Häufigkeit
  • Verbindlichkeit der monatlichen Rate über gesamte Laufzeit
  • Finanzierung für Mietobjekte aufgrund fallendem Zins- zu steigendem Tilgungsanteil aus steuerlicher Sicht nicht optimal
  • KEINE Zinsfestschreibung für das in Zukunft liegende Darlehen bei Vertragsabschluss

Ein Nachteil des Annuitätendarlehen ist sicherlich  das Risiko eines höheren Marktzinses bei Auslaufen des Vertrages und bestehen einer Restschuld. Denn plant der Kreditnehmer nicht frühzeitig eine verlängerte Zinsfestschreibung (z. B. durch ein Forward-Darlehen), so kann die zukünftige Annuität durch den gestiegenen Zins erheblich höhere Monatsraten verursachen. Dies ist grundsätzlich bei einem Bauspardarlehen anders. Gegenmaßnahmen sind hier der Abschluss eines Volltilgerdarlehens oder eine lange Zinsfestschreibung mit Kompletttilgung.

Auch die Vorfälligkeitsgebühren die bei vorzeitiger Kündigung oder Rückzahlung entstehen sind leider ein Nachteil.

Das gleich gilt für Sondertilgungen. In der Regel bieten Banken die Möglichkeit bis zu 5 Prozent der Darlehenssumme sonderzutilgen. Alles was darüber hinausgeht, müsste der Kreditnehmer vorab im Vertrag vereinbaren.

Planst du eine Immobilie zu finanzieren, die später nicht zum Eigennutz sondern zur Vermietung genutzt wird? Dann ist eventuell das Annuitätendarlehen aus steuerlichen Gründen nicht die optimale Lösung sein. Schließlich kannst du die anfallenden Zinsen bei Vermietung steuerlich geltend machen. Da sich jedoch sich die Zinsen aktuell auf einem sehr niedrigen Level befinden, würde ich den steuerlichen Aspekt hier hinten anstellen.

Im Hinblick auf meine aktuelle Situation sehe ich natürlich die kommende Zinsentwicklung der nächsten Jahren als größten Nachteil des Annuitätendarlehen. Denn schließlich möchte ich nicht jetzt ein Darlehen abschließen sondern erst in 5-10 Jahren. Somit weiß keiner wie das Zinsniveau bei Abschluss des Vertrages am Tag X ist. Dieses Argument spricht ganz klar für den Bausparvertrag und gegen das Annuitätendarlehen. Dazu später mehr.

Welche Kriterien ich für meine Immobilienfinanzierung festlege

Wie man sieht, haben sowohl der Bausparvertrag als auch das Annuitätendarlehen seine Vor- und Nachteile. Die Entscheidung für welche Darlehensart man sich letztlich entscheidet, hängt natürlich dann von den persönlichen Lebensumständen ab. Letztlich geht es darum, gemäß seiner persönlichen Situation, die für sich wichtigen Kriterien festzulegen.

Für mich persönlich sind insbesondere:

  1. ein niedriges Zinsniveau,
  2. bei niedrigen Kosten,
  3. und langer Tilgungsdauer,
  4. die Möglichkeit auf Sondertilgung
  5. sowie die Möglichkeit auf Zinsfestschreibung über lange Zeit wichtig.

Zur besseren Übersicht findest Du in nachfolgender Tabelle beide Darlehensarten nochmal bewertet nach meinen Kriterien:

Kriterium Bausparvertrag Annuitätendarlehen
 Tilgungsdauer  – –  +
Kosten  – –  + +
 Sondertilgung  + +  –
 Zinsniveau  +  + +
 Zinsänderungsrisiko in 5-10 Jahren  + +  –

Vergleich Bausparangebot vs. Annuitätendarlehen

Das Gespräch bei besagtem Finanzierung-Vermittler verlief weiterhin offen und informativ. Im Anschluss legte ich ihm deshalb das Bauspar-Angebot meiner Hausbank vor und bat ihn mir ein besseres Angebot zu machen.

Grundlage beider Angebote ist die Bausparsumme bzw. der Kaufpreis in Höhe von 200.000 EUR . Das Angebot der Bausparkasse unterliegt der Prämisse, dass ich während der Ansparphase 50 bzw. 42 Prozent der Bausparsumme ansparen muss. Dies ist Voraussetzung für den Erhalt der Zuteilungsreife (Siehe dazu obere Grafik: Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen).

Zum Vergleich ziehe ich ein Annuitätendarlehen heran, dass ein Gegenangebot zum Zuteilungszeitpunkt des Bausparvertrags darstellt. Im Falle des Annuitätendarlehen wird deshalb ein Eigenkapital von 100.000 EUR angenommen. Auf diese Weise lassen sich beide Finanzierungs-Modelle besser vergleichen.

Bitte beachte, dass selbstverständlich auch beim Annuitätendarlehen vorab 100.000 EUR Eigenkapital angespart werden müssen. Aber dazu später mehr.

Die folgende Grafik zeigt nun exklusiv den Vergleich beider Finanzierungs-Modelle bei 14 Jahren Tilgungsdauer:

Vergleich Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen bei 14 Jahren Tilgungsdauer Vergleich Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen bei 14 Jahren Tilgungsdauer

Wie der Vergleich zeigt, punktet aus Kostensicht das Annuitätendarlehen haushoch gegenüber dem Bausparvertrag. Und das obwohl in den Bausparvertrag 2.775 EUR mehr eingezahlt werden würde und die Tilgungsdauer etwas kürzer wäre.

Die Differenzkosten betragen letztlich stolze 12.960 EUR. Der Bausparvertrag ist somit fast zweieinhalb mal so teuer betrachtet man die Gesamtkosten. Die hohen Kosten sind zum Einen der langen Zinsbindung (Zins wird garantiert für in 10 Jahren) geschuldet. Aber auch die Abschlussgebühr trägt seinen Teil dazu bei.

Man beachte natürlich, dass sich die Zinsfestschreibung von jährlich 1,3 Prozent im Annuitätendarlehen bei Vertragsabschluss am heutigen Tag (Feb 2017) bezieht.

Des Weiteren möchte ich anmerken, dass für diese Zinsen natürlich auch die passende Immobilie als Gegenwert existieren muss. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass der Zinssatz noch geringfügig steigt.

Im nächsten Abschnitt möchte ich Dir zeigen, wie für mich gemäß meiner persönliche Situation die optimale Immobilienfinanzierung aussieht. Analog zu oberem Vergleich findest du nachfolgend noch den Vergleich bei 10 Jahren Tilgungsdauer.

Annuitätendarlehen Vergleich zu Bausparvertrag Vergleich Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen bei 10 Jahren Tilgungsdauer

Die optimale Immobilienfinanzierung ?

Das Annuitätendarlehen gilt für mich zu Recht als klassisches Mittel der Immobilienfinanzierung. Schließlich lassen sich Zusatzoptionen wie eine längere Zinsfestschreibung oder die Möglichkeit von Sondertilgung gegen Zinsaufschläge dazu buchen.

Dies ermöglicht einen Kreditrahmen, der an die persönlichen Rahmenbedingungen angepasst ist. Und das bei überschaubaren Kosten.

Auf diese Weise kombiniere ich die Vorteile des Bausparvertrags mit den günstigen Konditionen eines Annuitätendarlehen.

Klingt zu gut um Wahr zu sein, oder?

Wäre da nicht die Ungewissheit einer steigenden Zinsentwicklung der nächsten Jahre.

Schließlich verfügt das Annuitätendarlehen im Vergleich zum Bausparvertrag nicht über die Möglichkeit der Zinsfestschreibung für das in Zukunft liegende Darlehen.

Denn die Zinsfestschreibung würde im Falle des Annuitätendarlehen erst bei Kauf einer geeigneten Immobilie erfolgen.

Da bringt mir das tolle Angebot in Höhe von jährlich ∼1 Prozent auch wenig. Denn das Angebot gilt nur jetzt. Da ich frühestens in 5-10 Jahre kaufen möchte, bleibt die Ungewissheit steigender Zinsen bestehen. Keiner weiß wie das Zinsniveau bei Vertragsabschluss am Tag X ist.

Dieses Argument spricht ganz klar für den Bausparvertrag und gegen das Annuitätendarlehen.

So dachte ich noch bis vor paar Tagen. Was ich dabei aber immer komplett außer Acht ließ, hat mit den folgenden Fragen zu tun:

Warum kann mir die Bausparkasse diesen Zins, für ein in der Zukunft liegendes Darlehen, überhaupt garantieren? Was wäre, wenn die Zinsen steigen? Macht die Bausparkasse dann nicht einen Verlust? Schließlich vergibt sie das Darlehen zu dem Vertragszins der viele Jahre vorher abgeschlossen wurde.

Und was hat das mit mir und meiner Entscheidung zu tun? Hauptsache, ich sichere mir die niedrigen Zinsen für die Zukunft, oder? Kann es mir dann nicht egal sein, ob die Bausparkassen bei steigendem Zins Verluste machen?

Nein, denn das Prinzip nach dem die Bausparkassen arbeiten, hilft Dir bei deiner Entscheidung.

Das Prinzip hinter dem Bausparvertrag

Wie arbeiten nun die Bausparkassen mit dem Geld? Das möchte ich Dir kurz, exemplarisch an meinem Bausparangebot zeigen.

Der Bausparvertrag hat eine Anspar- und eine Darlehensphase:

  1. Während der Ansparphase von 100.000€ bezahlt mir die Bausparkasse jährlich 0,10 Prozent Guthabenzins.
  2. Während der Darlehensphase von 100.000€ nimmt die Bausparkasse aber von mir jährlich 3,10 Prozent effektiven Darlehenszins.

Das bedeutet sprichwörtlich:

Die Bausparkasse lässt Dich für den gleichen Betrag 3,10 Prozent Zinsen pro Jahr zahlen, obwohl sie bei Dir anfangs nur 0,10 Prozent pro Jahr bezahlt hat.

Oder anders formuliert: Die Bausparkasse kauft sich zuerst das Geld bei Dir günstig ein, und verkauft es Dir später wieder um ein Vielfaches teurer.

In Zahlen ausgedrückt: Die Bausparkasse verlangt von Dir das Ein-und-Dreißigfache. Sie macht dadurch einen Gewinn von unglaublichen 3000 Prozent. Dieser Gewinn ermöglicht Ihnen, den Darlehenszins auch im Falle einer zukünftigen Zinsanhebung zu garantieren.

Nun kannst Du dir vorstellen warum die Bausparkasse diesen Zinssatz garantieren können: Du erkaufst Ihn Dir, indem du der Bausparkasse das Sparguthaben fast zinsfrei überlässt. Du sicherst Dir den niedrigen Darlehenszins im Gegenzug zu den sehr niedrigen Guthabenzinsen.

Empfehlen möchte ich Dir dazu ganz besonders das Buch von Norman Argubi: 33 Geheimnisse der Immobilien Finanzierung*.Dort ist die ganze Thematik ausführlich und sehr anschaulich beschrieben. Dieses Buch war letztlich die Grundlage für das Zwischenkapitel über das Prinzip hinter dem Bausparvertrag.

Was bedeutet das nun für Dich und deine Entscheidung?

Es bedeutet, dass es in der Regel sinnvoller ist deine monatliche Sparrate anders zu investieren als in einen Bausparvertrag.

Faktencheck dazu. Was sagen die Zahlen?

Gehen wir mal davon aus, du investierst deine monatliche Sparrate von 870 EUR zehn Jahre bei  einer jährlichen Verzinsung von 7 Prozent. Dann werden daraus unglaubliche 149.713 EUR.

Besparst Du stattdessen zehn Jahre den Bausparvertrag mit einer Verzinsung von mageren 0,10 Prozent, werden daraus nur 104.928 EUR.

Das macht eine Differenz von 44.785 EUR.

Wer das nicht glaubt, kann sich hier ein Bild davon machen.

Ich gebe zu in der aktuellen Niedrigzinsphase erscheinen 7 Prozent jährliche Rendite unwahrscheinlich. Doch dazu in Kürze mehr. Doch auch bei einer jährlichen Rendite von 4 Prozent machst du aus 870 EUR/mtl. in 10 Jahren 128.060 EUR.

Das macht immer noch eine Differenz von 23.132 EUR.

Frage dich also: Warum macht das Ganze Sinn?

Es macht Sinn, wenn du die Gesamtbilanz betrachtest. Habe nicht nur ein Auge auf die Gesamtzinskosten in der Darlehensphase, sondern betrachte ebenfalls die positiven Zinserträge der Ansparphase.

Wie bereits beschrieben, erhältst du zwar bei Abschluss eines Bausparvertrags die Zinsgarantie für das in Zukunft liegende Darlehen. Allerdings geht mit dieser Übereinkunft auch die Ansparphase mit sehr niedrigem Guthabenzins einher.

Deshalb möchte ich im nachfolgenden auf diese Gesamtbilanz eingehen.

Die Gesamtbilanz

Für Szenario#1 lege ich mein Bausparangebot zu Grunde. Für Szenario#2 lege ich ein Annuitätendarlehen mit vorangehender Eigenkapitalbildung (Ansparphase) zu Grunde. Für beide Szenarien gelten die gleichen Rahmenbedingungen:

Ansparphase: 10 Jahre. Darlehensphase: 14 Jahre. Einzig die Guthaben- und Darlehenszinsen unterscheiden sich. Der Darlehenszins im Bausparvertrag wird für in 10 Jahren garantiert. Der Darlehenszins bei Abschluss des Annuitätendarlehens ist jedoch offen und könnte sich nach oben entwickeln. Als Worst-Case-Szenario wird im Annuitätendarlehen deshalb ein Darlehenszins von 5 Prozent jährlich angenommen. Die Eigenkapitalbildung soll mit 4 Prozent jährlicher Rendite angenommen werden.

Die Ansparphase

Wie bereits beschrieben ergeben sich  daraus für die Ansparphase folgende Guthaben:

Ansparphase  Darlehensphase
 + Guthaben Darlehenszinskosten  –
Zins [%/a] Betrag [EUR] Betrag [EUR] Zins [%/a]
BSV Szenario#1   0,10  104.928  ?  3,10
AD Szenario#2  4,00  128.060  ?  5,00

Die Darlehensphase

Für die Darlehensphase möchte ich Euch empfehlen einen eigenen  Tilgungsplan zu erstellen. Darin enthalten ist die jährliche Annuität mit Zins- und Tilgungsanteil. Der Berechnung liegt die sogenannte Annuitätenformel zu Grunde. Aus dieser lassen sich dann auch die zeitlich abhängigen Anteile berechnen.

Wenn du möchtest, kann du gerne  auf meinen Tilgungsrechner zugreifen. Bitte beachte, das der Rechner mit jährlicher Tilgung arbeitet.

Die nachfolgende Grafik zeigt nun die Gesamtzinskosten der Darlehensphase für beide Szenarien:

Vergleich Bausparvertrag Annuitätendarlehen Gesamtzinskosten Vergleich Tilgungsplan 3,10% vs. 5,00%

Download hier: Tilgungsrechner

Mit den Ergebnisse aus Anspar- und Tilgungsrechner ergänzen wir die Tabelle. Die Gesamtbilanz zeigt nun folgendes:

GESAMTBILANZ
Ansparphase Darlehensphase BILANZ
 + Guthaben Darlehenszinskosten  – Guthaben-Darlehenszinskosten
Zins [%/a] Betrag [EUR] Betrag [EUR] Zins [%/a] Betrag [EUR]
BSV Szenario#1   0,10  104.928  24.783  3,10 80.145
AD Szenario#2  4,00  128.060  41.434  5,00 86.626

Was ist nun das Ergebnis der Gesamtbilanz?

Die Gesamtbilanz zeigt, dass Szenario#2, das Annuitätendarlehen, selbst bei einem Darlehenszins von jährlich 5 Prozent immer noch besser abschneidet als der Bausparvertrag. Mit Szenario#2 hättest du in Summe 6.481 EUR gespart.

Voraussetzung ist, dass du in der vorangehenden Ansparzeit deine Sparrate mit 4 Prozent anlegst.

Welche Erklärung gibt es dafür? Das möchte Ich kurz anhand der eingangs gezeigten Grafik veranschaulichen:

Annuitätendarlehen oder Bausparvertrag Bausparvertrag vs. Annuitätendarlehen – Vergleich nach Gesamtbilanz

Die Ansparphase im Bausparvertrag verläuft mit seinem sehr niedrigen Zins annähernd linear. Von einem Zinseszins-Effekt kann hier nicht die Rede sein. Die darauf folgende Darlehensphase  ist bei einem Effektivzins von 3,10 Prozent jährlich und Zinskosten in Höhe von 24.783 EUR wie geplant.

Der große Unterschied in diesem Vergleich macht jedoch die Ansparphase bei 4 Prozent Rendite. Durch den Zinseszins-Effekt erwirtschaftest du in gleicher Zeit ein Eigenkapital in Höhe von 128.060 EUR. Das sind 23.132 EUR mehr im Vergleich zum Bausparvertrag.

Dies verschafft Dir in der Darlehensphase den Vorteil, dass du selbst bei 5 Prozent Zins und den daraus resultierenden höheren Zinskosten immer noch etwas besser abschneidest.

Auf diese Weise verschaffst Du dir einen gewissen Zinspuffer. Oder anders ausgedrückt: Investierst Du deine Sparrate möglichst gewinnbringend, so wirst du später im Falle einer steigenden Zinsentwicklung einen höheren Zins ausgleichen können.

Der Vergleich zeigt auch, dass der Grenzzinssatz für meine Angebote bei über 5 Prozent liegt. Das bedeutet also, dass sich der Bausparvertrag erst bei einem Marktzins von über 5 Prozent lohnen würde.

Ganzheitlich betrachtet, käme ich ansonsten mit einem Annuitätendarlehen günstiger davon. Die Erkenntnisse die ich zum Einen aus dem Gespräch und zum Anderen aus meinen Recherchen gezogen habe möchte ich Dir abschließend in meinem Fazit verraten:

Mein Fazit

Sowohl der Bausparvertrag als auch das Annuitätendarlehen haben ihre Vor- und Nachteile.

Die Entscheidung für welche Darlehensart Du dich letztlich entscheidet, hängt von deinen persönlichen Lebensumständen ab. Du solltest Dich deshalb fragen welche Kriterien Dir bei der Immobilienfinanzierung wichtig sind.

Für mich sind dies insbesondere eine hohe Flexibilität bei niedrigen Gesamtkosten.

Wie der Vergleich beider Finanzierungsangebote zeigt, punktet diesbezüglich ganz klar das Annuitätendarlehen.

Im Hinblick auf meine aktuelle Situation sah ich jedoch immer die kommende Zinsentwicklung der nächsten Jahren als größten Nachteil des Annuitätendarlehen.

Ist diese Ungewissheit und die Angst vor steigenden Zinsen aber begründet?

Nein !

Denn selbst bei einem zukünftigen Zins von über 5 Prozent, fährst du mit einem Annuitätendarlehen immer noch besser.

Vorausgesetzt natürlich du betrachtest die Gesamtbilanz aus Anspar- und Darlehensphase.

Denn warum kann Dir die Bausparkasse überhaupt den Zins für ein in Zukunft liegendes Darlehen garantieren?

Weil Du Ihr bereits während der Ansparphase einen Guthaben-Betrag gleicher Höhe nahezu zinsfrei überlässt.

Deshalb rate ich Dir: Investiere deine Sparrate möglichst gewinnbringend, so wirst du später im Falle einer steigenden Zinsentwicklung einen höheren Zins ausgleichen können.

Lass dich deshalb von Niemanden beunruhigen. Eine Zinsanhebung ist auch immer ein Signal für Wachstum. Deshalb sehe steigende Zinsen auch als Chance schneller Eigenkapital zu bilden.

Um auf die eingangs gestellten Fragen zurück zukommen:

Rechnet sich der Bausparvertrag für mich wirklich?

Nein, sowohl aus Sicht der Kosten als auch hinsichtlich Flexibilität.

Deshalb werde ich im Falle einer geeigneten Immobilie auf ein Annuitätendarlehen zurückgreifen.

Als Optionen würde ich eine verlängerte Zinsbindung mit Möglichkeit höherer Sondertilgung vereinbaren.

Bei Eigennutzung würde ich noch die Mitfinanzierung durch die KfW Bank bedenken und mir diesbezüglich ein Angebot machen lassen.

Für wen ist der Bausparvertrag eine Alternative?

Der Bausparvertrag ist zumindest ein geeignetes Mittel um sein Erspartes vor sich selbst zu schützen.

Die Sparrate wird monatlich immer zum Ersten des Monats von deinem Konto eingezogen.

Auf diese Weise besparst du Dich und deine zukünftige Immobilie zuerst und vermeidest dass Du dein Geld anderweitig ausgibst.

Auch die Gebühren die im Falle einer Kündigung entstehen, schrecken letztlich viele Menschen zurück den Bausparvertrag frühzeitig zu plündern.

Deshalb könnte der Bausparvertrag eine Alternative sein, das Ersparte vor sich Selbst in Sicherheit zu bringen.

Denn schließlich ist es sogar bei dem niedrigen Guthabenszins besser in einen Bausparvertrag zu sparen, als sein Geld vorzeitig für andere Dinge auszugeben

Kommentar verfassen